Hörzentrum Nordbayern und CICERO laden zur Veranstaltung am 19. Oktober 2024 ab 9.00 Uhr ein

„Wie bitte?“ – Die ersten Anzeichen einer Schwerhörigkeit sind Probleme beim Sprachverstehen, besonders in Situationen mit Umgebungslärm – z. B. im Restaurant, im Auto oder bei Familienfeiern. Das Hören strengt dann sehr an und oft resignieren Betroffene einfach. Die gute Nachricht: Für Menschen mit Schwerhörigkeit gibt es zahlreiche medizinische und technische Lösungen, die von klassischen Hörgeräten bis hin zu Cochlea-Implantaten reichen. Der Erlanger Hörtag bietet deshalb ausführliche Informationen rund um Hörprobleme und darüber, wie neueste Technologien Abhilfe schaffen können. Die Veranstaltung, die vom Hörzentrum Nordbayern, vom Cochlear-Implant-Centrum CICERO der Hals-Nasen-Ohren-Klinik – Kopf- und Halschirurgie (Direktor: Prof. Dr. Dr. h. c. Heinrich Iro) des Uniklinikums Erlangen und dem Hören schenken e. V. veranstaltet wird, findet dieses Jahr am Samstag, 19. Oktober 2024, von 9.00 bis 13.00 Uhr in den Hörsälen Medizin, Ulmenweg 18, in Erlangen statt. Auch 2024 steht die Veranstaltung wieder unter der Schirmherrschaft des ehemaligen Bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Günther Beckstein.

Nach einem Frühstückstreff erwarten die Gäste informative Vorträge und u. a. die Möglichkeit, Kontakte zu den Hörexpertinnen und -experten des CICERO zu knüpfen, das 2009 an der Erlanger HNO-Klinik gegründet wurde. Heute ist es eine deutschlandweit führende Einrichtung, wenn es um die Implantation von Cochlea-Implantaten (CI) geht: Weil die HNO-Klinik alle Vorgaben der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e.V. erfüllt, wurde sie als eine der ersten Kliniken in Deutschland als CI-versorgende Einrichtung zertifiziert. Etwa 150 elektronische Hörprothesen werden jedes Jahr in Erlangen eingesetzt. Sie ermöglichen es selbst stark Hörgeschädigten und Gehörlosen, wieder Klänge und Sprache wahrzunehmen. „Wir wollen, dass Sie gut hören!“, betont Prof. Dr. Dr. Ulrich Hoppe, Leiter des CICERO. „Deshalb stellen wir beim 15. Erlanger Hörtag die neuesten Techniken von Hörgeräten und Innenohrprothesen vor. Wir erklären außerdem alle Schritte, die bei der Versorgung mit einem CI zu durchlaufen sind.“ In seinem Vortrag spricht Prof. Hoppe über „Wege zum guten Hören“. Drei weitere Expertinnen und Experten referieren zudem über die Möglichkeiten und Grenzen des Hörtrainings, über „Konnektivität“ bei Hörsystemen sowie über das Thema „Wenn aus Sprache Gespräche werden“. Im Anschluss wird der neu gegründete Dachverband zweier Selbsthilfeverbände vorgestellt und ein CI-Träger berichtet von seinen Erfahrungen über den Weg vom Hörgerät zum Cochlea-Implantat.

Erfahrungen aus erster Hand

„Der Erlanger Hörtag bietet Hörgeschädigten, CI-Trägerinnen und -Trägern und anderen Interessierten die Möglichkeit, mit Expertinnen und Experten, aber auch mit Selbsthilfevertreterinnen und -vertretern ins Gespräch zu kommen. Dabei erfahren unsere Gäste aus erster Hand, dass Hörstörungen Menschen aller Altersgruppen betreffen“, sagt Prof. Dr. Dr. h. c. Heinrich Iro, Direktor der HNO-Klinik des Uniklinikums Erlangen. Um eine Anmeldung zum Hörtag bis möglichst 11. Oktober 2024 wird gebeten: telefonisch unter 09131 85-32981 oder per E-Mail an cicero@uk-erlangen.de. Details zum Ablauf sind zu finden unter www.uker.de/hn-15ht.

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Dr. Ulrich Hoppe
09131 85-32981
cicero@uk-erlangen.de

Drei nepalesische Mediziner waren in der Erlanger HNO-Klinik zu Gast

Wer nicht gut oder gar nicht hört, ist im täglichen Leben massiv eingeschränkt – unabhängig von Herkunft oder Alter. Eine gute medizinische Versorgung ist dann entscheidend. Das Gesundheitssystem in Nepal ist nicht so fortschrittlich wie das in Deutschland. Damit sehr schwerhörige bzw. taube Kinder aus dem südasiatischen Land dennoch ein neues Leben mit einer Innenohrprothese beginnen können, waren Anfang Juli drei Ärzte vom Teaching Hospital in Kathmandu in der Hals-Nasen-Ohren-Klinik – Kopf- und Halschirurgie (Direktor: Prof. Dr. Dr. h. c. Heinrich Iro) des Uniklinikums Erlangen zu Gast. Bei den hiesigen Expertinnen und Experten erfuhren Sie beispielsweise hautnah, wie hierzulande ein Cochlea-Implantat (CI) eingesetzt wird und wie die Nachsorge und Anpassung der Hörprothese in einem renommierten CI-Zentrum ablaufen.

Klinikdirektor Prof. Dr. Dr. h. c. Heinrich Iro (Mitte) und CICERO-Leiter Prof. Dr. Dr. Ulrich Hoppe (r.) mit den drei nepalesischen Gästen im Innenhof der Erlanger HNO-Klinik. Foto: Alessa Sailer/Uniklinikum Erlangen

Bereits seit 2010 gibt es den Heroldsberger CoIN e.V.; dieser hat sich seither zum Ziel gesetzt, gehörlosen Kindern in Nepal mit konkreten Projekten zu helfen, um ihnen ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. Nach vielen Initiativen ist es nun gelungen, dem CI-Arzt Dr. Rabindra Bhakta Pradhananga, dem CI-Audiologen Sureshwar Lal Karna und dem CI-Logopäden Kabi Raj Khanal eine Reise von Kathmandu nach Erlangen zu ermöglichen. Weil der fränkische Verein für die CI-Versorgung in Nepal bereits seit Jahren mit der Erlanger HNO-Klinik in Kontakt ist, erklärten sich die hiesigen Expertinnen und Experten bereit, den drei Gästen die Gelegenheit zu einer Hospitation zu geben.

Mit im OP

In ihrer Heimat arbeiten die Nepalesen im einzigen CI-Zentrum des Landes. Bei ihrem viertägigen Besuch in der Erlanger HNO-Klinik verschafften sich die drei Männer einen Eindruck von der Behandlung und der Nachsorge in einer deutschlandweit führenden Einrichtung, wenn es um das Einsetzen von CIs geht. Auf dem Programm standen unter anderem mehrere CI-Implantationen bei Kindern sowie bei einem Erwachsenen. So konnten die Mediziner aus Nepal im OP-Saal hautnah dabei zusehen, wie Hörimplantate unter höchsten medizinischen Standards eingesetzt werden. Dabei lernten die Gastmediziner auch ein neues Knochenleitungsimplantat kennen, das sie schallleitungsschwerhörigen oder einseitig tauben Kindern bald auch in ihrer Heimat einsetzen wollen. Diese Implantate leiten den Schall über den Knochen direkt zum Innenohr weiter, so wie beim natürlichen Hören.

„In Nepal haben wir zwar grundsätzlich eine sehr ähnliche Ausstattung im OP“, sagte CI-Chirurg Dr. Bhakta Pradhananga, „aber der technische Standard ist hier viel höher. Außerdem wird hier zum Beispiel mit 3-D-Technologie gearbeitet und das Röntgenbild zur Überprüfung der richtigen Lage des CIs kann während des Eingriffs gemacht werden. Bei uns ist das nicht so schnell und einfach möglich.“ Darüber hinaus durften Rabindra Bhakta Pradhananga, Sureshwar Lal Karna und Kabi Raj Khanal bei der Anpassung der CIs im Cochlear-Implant-Centrum CICERO dabei sein und sich über die logopädische sowie die audiologische Behandlung in Erlangen informieren. Auch der Besuch der Fachabteilung Phoniatrie und Pädaudiologie durfte nicht fehlen.

Dankbar für die Erfahrungen

Insgesamt empfanden die nepalesischen Gäste den Besuch als sehr hilfreich für ihre Arbeit. „Es ist toll, dass die Erlanger Ärzte ihre Erfahrungen mit uns geteilt haben. Wir werden sie mit nach Nepal nehmen“, so Dr. Pradhananga. Das größte Problem dort sei die fehlende finanzielle Unterstützung: In Nepal übernimmt der Staat umgerechnet nur etwa 4.500 Euro der Gesamtkosten von ca. 12.000 Euro für die einfachste Ausführung der Innenohrprothese und die OP. Zum Vergleich: In Deutschland übernehmen die Krankenkassen die knapp 28.000 Euro für ein hochwertiges CI-Modell und die Implantation sowie die Kosten für Nachsorge und logopädische Therapie. CICERO-Leiter Prof. Dr. Dr. Ulrich Hoppe berichtet: „Mich hat vor allem erstaunt, dass die Zahl der gehörlos geborenen Kinder in Nepal deutlich größer ist als in Deutschland. Wir versorgen in Erlangen viel mehr Erwachsene als Kinder mit einer Hörprothese – in Nepal ist es umgekehrt.“

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Dr. Ulrich Hoppe
09131 85-32981
ulrich.hoppe@uk-erlangen.de